Mindfuck: Willkommen im Kopfkino
Eigentlich wolltest Du doch zum Sport und so richtig durchziehen … Und morgen strukturierst Du endlich Deine Ideen für Dein Buch. Das wolltest Du ja letzte Woche schon machen … Und schon geht es los: das Kopfkino mit den ganzen schlechten Filmen voller Ausreden und fadenscheiniger Begründungen … Das kann doch nicht angehen … Warum schaffen wir eigentlich manche Dinge spielend leicht und andere wiederum gar nicht? Hat das nur etwas mit Talent bzw. Können zu tun? Oder sabotieren wir uns in den meisten Fällen gar selbst?
Ich behaupte einfach mal, dass wir uns in 90% der Fälle selbst sabotieren bzw. uns von unserem eigenen Kopfkino selbst sabotieren lassen. Vor lauter Nachdenken kommen wir zu nichts mehr. Schlimmer noch: uns fallen auf einmal 1.000 Gründe ein, warum wir eine Sache lieber lassen sollten.
Ein klassisches Beispiel ist, mit dem Schreiben eines Buches anzufangen. Es ist unglaublich, wie viele Menschen da draußen seit Jahren mit guten Buchideen rumlaufen, welche nie umgesetzt werden. Denn bevor wir uns tatsächlich hinsetzen und unsere Ideen zu Papier bringen, schießen uns noch jede Menge Argumente durch den Kopf, warum wir jetzt gerade doch nicht schreiben sollten: „Das will doch keiner lesen.“ „Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.“ „Jetzt ist zu wenig Zeit.“ „Mir fällt gerade nix ein.“ Glaub mir: ich kenne das. Ich habe bis zu meinem 47sten Lebensjahr gebraucht diesen Mindfuck abzuschalten.
Übrigens eine der bekanntesten Geschichten zu dieser Form der Selbstsabotage stammt aus Paul Watzlawiks Buch „Anleitung zum unglücklich sein“. Es ist die Geschichte mit dem Hammer. Diese geht folgendermaßen:
„Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar ihm den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er ihn nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen ihn. Und was? Er hat ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von ihm ein Werkzeug borgen wollte, er gäbe es ihm sofort. Und warum sein Nachbar nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen ausschlagen? Leute wie der Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet der Nachbar sich noch ein, er sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s ihm aber wirklich. Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Morgen“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“
Vielleicht, vielleicht, vielleicht … klar kann das alles sein… So ist es in der Regel aber nicht! Was in unserem Kopf passiert, passiert nirgendwo anders auf der Welt!
Es existiert nur in unserem Kopf! Um das Schreibbeispiel und die Das-will-doch-keiner-lesen-Gedanken noch einmal zu bemühen: Was ist denn, wenn es nur zwei Menschen auf der Welt interessiert? Das erstaunliche an diesem Gedanken ist, dass er in den meisten Fällen nicht dazu führt für diese beiden Menschen zu schreiben, sonder als neue Ausrede dient, gar nicht erst anzufangen …
Petra Bock befasst sich in ihrem Buch „Mindfuck“ genau mit diesem Problem. Dem Problem der Selbstsabotage. Und sie setzt sogar noch einen drauf, denn sie geht davon aus, dass wir aufgrund verschiedener Ängste uns im Kopfkino lieber schlechte Filme ansehen, als in der Realität ins Handeln zu kommen. Sie schreibt: „Wir fragen uns, was alles Furchtbares passieren kann und gehen vorauseilend in eine Schutz- und Schonhaltung. Das kann man gut beim Thema Existenzangst beobachten. Selbst gut ausgebildete Menschen trauen sich dann nicht, eine neue berufliche Herausforderung anzugehen, weil sie Angst haben, es könnte schief gehen und sie dann in Not geraten.“
Mindfuck soll uns vor Blödsinn schützen, verhindert aber oft Genialität
Jeder von uns hat schon einmal Mindfuck, schlechtes Kopfkino bzw. Selbstsabotage erlebt. Aber warum machen wir so einen Schwachsinn überhaupt? Letztendlich wissen wir doch, dass es zu nichts führt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Verschiedene Forscher haben unterschiedliche Theorien hierzu. Diese gehen von ungelösten Kindheitserfahrungen bis hin zu einem geringen Selbstbewusstsein aus … Allerdings stellt sich dann die Frage, warum kennt jeder Mensch dieses Phänomen. Klar könnte man argumentieren, dass jeder Mensch irgendeine ungelöste Kindheitserfahrung und auch in manchen Situationen ein geringeres Selbstbewusstsein hat. Mir gehen diese Erklärungen zu weit in den Bereich der klinischen Psychologie und betreffen bisher auch nur Fälle schwerer Selbstsabotage, nicht jedoch das „normale“ Alltags-Verhinderungs-Kopfkino mit dem sich jeder rumschlägt.
Unser „Mindfuck“ hat unter anderem eine ganz simple aber wichtige Funktion: er soll uns davor schützen Unfug zu machen bzw. aus der Gruppe ausgeschlossen zu werden. Grundsätzlich ist der Mensch ein soziales Wesen und war in der Steinzeit auch durchaus auf eine Gruppe zum Überleben angewiesen. Daher war es überlebenswichtig seiner Gruppenposition angemessen nachzukommen und seine Aufgaben für die Gruppe gut zu erledigen. Im Gegenzug gibt es Schutz, Nahrung und Zuneigung. Bei zunehmender Intelligenz ist es da nur logisch, dass Fred und Wilma Feuerstein irgendwann anfingen Überlegungen anzustellen, welche Verhaltensweise jetzt am erfolgreichsten sein könnte. Dazu griffen sie auf ihre Erfahrungen in ähnlichen Situationen zurück und schlossen auch häufig von ihrem eigenen Verhalten auf das der anderen.
Das tun wir bis heute … Der größte Teil davon läuft unbewusst ab. Wir sind uns nicht bewusst darüber, dass wir Situationen in denen wir bereits gewesen sind oder die wir ggf. nur beobachtet haben hochrechnen und so unser Verhalten auf die aktuelle Situation anpassen. Noch weniger sind wir uns bewusst darüber, dass dieser Mechanismus in genauso vielen Situationen passend aber auch unpassend ist.
So bekommst Du Dein Kopfkino in den Griff:
Beispielsweise verhindert unser Kopfkino, dass wir über eine stark befahrene Straße einfach rüber gehen. Unser Hirn rechnet ganz schnell aus, was alles passieren könnte und lässt uns auf eine geeignete Lücke im Verkehr warten, so dass wir risikofrei passieren können. Ähnlich verhält es sich in Mindfuck-Situationen. Die Rechenleistung unseres Hirns stellt uns ganz schnell kalt. Hier möchte man seinem eigenen Hirn zu rufen: „Gut gemeint ist nicht gut gemacht….“ Die Kunst ist, die eine von der anderen Situation zu unterscheiden. Aber wie kriegt man das hin? Hier kommen 3 Tipps:
#1 Der richtige Zeitpunkt ist immer JETZT!
Es gibt keinen perfekten Zeitpunkt für irgendetwas! Das ist Einbildung! Wenn Du merkst, dass Du auf den richtigen Zeitpunkt wartest: mach es sofort. Abwarten ist IMMER eine Ausrede!
#2 Bewegung bringt Bewegung!
Wenn Du Dich beim Grübeln erwischst, beweg Dich körperlich. Wechsel den Sitz- platz, geh Dir einen Kaffee holen oder lauf einmal ums Gebäude und lasse frischen Wind in Deine Gedanken und dann setzte Tipp #1 um.
#3 Denke in positiven Ergebnissen!
Beim Schreiben suchst Du beispielsweise nicht nach Gründen, warum niemand lesen will, was Du schreibst. Besser ist, Du suchst bewusst nach guten Gründen für das Schreiben. Zum Beispiel wäre so ein Grund, dass Du einem Menschen mit Deinem Buch weiter helfen kannst. Ein Mensch genügt vollkommen 😉 Ein weiterer Grund wäre, endlich die Erfahrung des Buch Schreibens an sich zu machen usw.
Also, worauf wartest Du noch? Leg jetzt los!

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